Niemand hätte 1946 gedacht, dass nur ein Jahr nach Kriegsende bereits wieder VW Käfer in Wolfsburg vom Band rollen würden. Das Volkswagen Werk war schwer beschädigt und Volkswagen unterstand damals der britischen Besatzungsmacht. Zunächst lediglich für den Eigenbedarf bestimmt, sahen die Engländer im unverwüstlichen VW Käfer erhebliche Exportmöglichkeiten. Auch AMAG Firmengründer Walter Haefner erkannte das grosse Potenzial des kleinen Volkswagens und trat in Kontakt mit dem VW-Werk – mit Erfolg
Die AMAG gewann das Rennen
Am 29. April 1948 unterzeichnete Walter Haefner in Wolfsburg den Importvertrag «für den Volkswagen». Die Schweiz war, nach den Niederlanden und Belgien, der dritte Exportmarkt für das von Prof. Ferdinand Porsche von 1934 bis 1939 entwickelte Auto.
Es erstaunt nicht, dass zahlreiche Firmen versuchten, das Rennen um den Import des Volkswagens zu gewinnen: Früh war absehbar, dass in der Schweiz eine grosse Nachfrage nach neuen Autos einsetzen würde. Und ebenso sicher war man, im VW Käfer das ideale Auto für das gebirgige Land gefunden zu haben. Den Käfer erwartete in der Schweiz also fruchtbarer Boden, und ihm war längst ein legendärer Ruf vorausgeeilt. Mit Interesse hatte man die Entwicklung, die revolutionäre Konstruktion mit luftgekühltem Heckmotor, Plattformrahmen und strömungsgünstiger Vollstahlkarosserie verfolgt. Ein Slogan war besonders treffend und machte den Vorteil des luftgekühlten Motors des VW Käfer deutlich: «Luft kocht nicht, Luft gefriert nicht.»
Dass die AMAG den Zuschlag erhielt, war nicht nur das Resultat grossen Verhandlungsgeschicks: Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung 1948 mit VW war die AMAG bereits der zweitgrösste Automobilimporteur der Schweiz. Noch vor Kriegsende, am 3. Januar 1945, übernahm Walter Haefner die AMAG aus einer Konkursmasse und begann diese auf den Nachkriegsbedarf umzustellen. Ab Ende 1945 importierte die «Neue AMAG Automobil- und Motoren AG» englische Autos der Marke Standard. 1947 wurde bereits der 1000ste Neuwagen geliefert. Ab Ende 1946 ergänzte die AMAG ihr Angebot mit dem Import und Vertrieb der amerikanischen Marke Chrysler.
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Es stand fest: Die AMAG bot die besten Voraussetzungen für den Import des VW Käfer. So gut die Ausgangslage auch war, die Logistik war noch in den Kinderschuhen: Anfang Mai 1948 rollte, über leere deutsche Autobahnen, das erste Kontingent von 25 VW Käfer von Wolfsburg über Frankfurt an die Landesgrenze bei Lörrach – auf den eigenen vier Rädern. Auf der Schweizer Seite des Grenzzaunes warteten bereits die ersten Händler auf die Abfertigung der mausgrau oder schwarz gespritzten Volkswagen. Auch die Verrechnung der Fahrzeuge war abenteuerlich: Nach der Verzollung zahlten die Händler ihr Auto in bar, um es anschliessend nach Hause zu fahren und den ersten Kunden abzuliefern! Von Anfang Mai bis Dezember 1948 rollte so eine stolze Zahl von 1380 Käfern in die Schweiz – in nur acht Monaten mehr als von jeder anderen Marke während eines vollen Jahres.
Der Käfer hielt, was er versprach
Der Siegeszug des Volkswagens in der Schweiz basierte auf einer robusten, einfachen und reparaturfreundlichen Technik, hoher Qualität, völlig neuen Serviceleistungen und einem dichten Vertreternetz, das höchsten Ansprüchen zu genügen hatte. Lange Jahre war der VW Käfer der weitaus meistgefahrene Automobiltyp in der Schweiz. Dabei gab die Verbindung von Qualität, Preis und Service den Ausschlag. Dank zunehmendem Bruttosozialprodukt und dem VW Käfer konnten immer mehr Schweizer Automobilisten werden.
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VW prägte das Strassenbild der Schweiz schon damals
Wer heute Fotos aus den Fünfzigerjahren betrachtet, stellt fest: Egal, ob in Städten, auf Passstrassen oder an den Ufern der Seen – ein Auto sieht man immer wieder: den VW Käfer. Oft stehen Dutzende von Käfern an den schönsten Promenaden der Schweiz. Der optische Eindruck täuscht nicht. Schon 1954 erreichte VW – mit nur einem Modell – einen Marktanteil von 30 Prozent. Später stieg diese Zahl auf bis zu 35 Prozent an. Die Beliebtheit des Volkswagens wird umso deutlicher, wenn man bedenkt, dass in der Schweiz praktisch alle Automobilhersteller der Welt vertreten waren.
Die Schweiz war zu dieser Zeit ein offener Markt und die Marken kämpften mit zahlreichen Modellen um die Gunst der Käufer. Gewonnen hat diese meist der Käfer in seiner Exportausführung mit Chromschmuck und luxuriösem Innenraum – ein Modell, das über zehn Jahre lang eine dominierende Rolle spielte. 1954 wurden erstmals mehr als 10 000 Fahrzeuge in einem Jahr verkauft.
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Ford T überholt: 1972 wurde der 15 007 034 Käfer gebaut
Der Käfer blieb über viele Jahre das meistverkaufte Auto der Schweiz – ein Rekord jagte den anderen. Höhepunkt war das Jahr 1961, als 21 111 Einheiten verkauft werden konnten. Ende der 60er Jahre wurden noch immer über 19 000 Käfer verkauft. Im Mai 1969 rollte der 250 000. Käfer in die Schweiz. 1970 waren es noch über 17 000 Einheiten. Doch dann nahmen die Stückzahlen ab, moderne Fahrzeuge der Konkurrenz machten dem Käfer das Leben schwer. Der Käfer aber trotzte der Zeit: Am 17. Februar 1972 wurde der 15 007 034ste Käfer gebaut – der legendäre Ford T wurde überholt. Kein anderes Auto war je zuvor in dieser enormen Stückzahl produziert worden. Damit war der Käfer Weltmeister.
Am 31. März 1983 endete das erste erfolgreiche Kapitel der Schweizer VW-Geschichte: Der letzte Käfer konnte seinem Käufer übergeben werden. Danach wurde der Import dieses legendären Autos nach 320 637 Fahrzeugen eingestellt.
E-Mobilität ist die Zukunft
Die Mobilität hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stets weiterentwickelt. Volkswagen trieb in allen Bereichen die Entwicklung moderner Fahrzeuge voran, mit dem Ziel, dass innovative Technologien das Automobil sauber, sicher und deutlich komfortabler werden lässt. Ein wichtiger Meilenstein für Volkswagen auf dem Weg in die emissionsfreie Zukunft war der Verkaufsstart des ersten vollelektrischen ID. Modelles, dem ID.3 im Juli 2020. Drei weitere Modellreihen kamen bis heute dazu und viele weitere werden folgen. Denn die Zukunft bei Volkswagen gehört der E-Mobilität.